Keimzelle Bremerhavens liegt vor dem Columbus Center

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Der Alte Hafen unterhalb des Columbus Centers gilt gewissermaßen als Keimzelle Bremerhavens, auch wenn einzelne kleine Ortschaften bereits davor bestanden.

Durch die zunehmende Versandung der Unterweser Anfang des 19. Jahrhunderts und durch immer größere Segelschiffe drohte die Stadt Bremen von der Seeschifffahrt abgeschnitten zu werden. Die Regierenden in Bremen schritten zur Tat und dem Bürgermeister Johann Smidt gelang es, dem Königreich Hannover ein Stück Land an der Geestemündung abzukaufen mit dem Ziel, dort einen Hafen zu bauen. Am 11. Januar 1827 wurde der Vertrag mit Hannover über die Gebietsabtretung mit beinahe unbeschränkter bremischer Hoheit unterzeichnet.


Der Niederländer Johannes Jacobus van Ronzelen (Foto) hatte seinerzeit ein hohes Renommee als Hafenbaumeister und er wurde am 16. Mai 1827 von Bremen unter Vertrag genommen, um parallel zur Weserseite Bremerhavens einen Binnenhafen zu bauen. Van Ronzelen plante mit einer Hafenlänge von 750 Metern, einer Breite von 58 Metern und einer Tiefe von 5,25 Metern.

Auf die Ausschreibung der Arbeiten - Schleusen- und Hafenbau - meldeten sich insgesamt sechs niederländische Firmen, von denen dann aber nur eine den Gesamtauftrag erhielt, da man dies in Bremen als am zweckmäßigsten ansah und das Unternehmen (ein Compagnie von vier Unternehmern) den besten Ruf besaß.

Baubeginn des Hafens war am 2. Juli 1827. Das Bauunternehmen hatte starke Werbung betrieben und so strömten viele Arbeitssuchende aus nah und fern herbei. Die Zahl der Hafenbauer stieg zeitweise bis auf 700, die teils nur in Notunterkünften sowie selbstgebauten Hütten an ihrem Arbeitsplatz hausten. Aber auch in den hannoverschen Ortschaften Lehe, Geestendorf und Schiffdorf fanden viele Unterkunft bei den dortigen Bewohnern.



Die Arbeiten gingen nicht problemlos vonstatten, einerseits hatten sich die Arbeiter einen höheren Lohn versprochen und etliche zogen wieder von dannen, andererseits gab es Probleme mit der Trinkwasserversorgung, da das Anlegen von Zisternen im Bereich des Hafens keinen Erfolg hatte und Wasser somit von Lehe herangeschafft werden musste. Dann kam das Sumpffieber hinzu, unter dem viele Arbeiter litten, das auch Todesopfer forderte und man gezwungen war, ein Hospital einzurichten.

Parallel zu den Aushebungen für den Hafen lief auch die Errichtung der Schleuse mit einer Durchfahrtsbreite von 11 Metern, die den Binnenhafen seewärts über einen Vorhafen und die Geestemündung mit der Weser verbinden sollte. Die Schleusenarbeiten wurden immer wieder durch eindringendes Sickerwasser erschwert und nur unter großen Mühen gelang die Fundamentierung der Schleusenkammer. Diese befand sich ungefähr an der Stelle, wo heute der Richtfunkturm ("Radarturm") steht. Die bei der Aushebung des Hafenbeckens gewonnene Erde wurde für die Errichtung des neuen Weserdeichs verwendet.

Im Sommer 1829 waren die Schleuse und der Binnenhafen fertiggestellt. Dann begannen die Arbeiten für den 270 Meter langen, bis zu 38 Meter breiten und 5,80 Meter tiefen Vorhafen.

Der Hafenbau fand allgemein große Beachtung. Sogar Johann Wolfgang von Goethe zeigte großes Interesse an den 'neuen Bauten bey Geestendorf'und ließ seine dabei gewonnenen Erkenntnisse wahrscheinlich auch in den zweiten Teil seines 'Faust' einfließen.



Die geplante Eröffnungsfeier des Hafens zum 1. September 1830 hat es jedoch aus verschiedenen Gründen nie gegeben. Der Hafen hat dann auch eine wechselvolle Geschichte erlebt. In der Anfangszeit als Auswandererhafen mit regem Schiffsverkehr, konnte er dies jedoch in der Folgezeit nicht mehr sein, da die Schleuse für die jetzt eingesetzten Raddampfer zu schmal war und dies schon 1851 ein neues Hafenbecken erforderlich machte. Ab 1892 wurde er Fischereihafen mit einer Fischindustrie, die sich mit den entsprechenden Gebäuden und einer Eisenbahnanbindung weserseitig ansiedelte. Nachdem der Fischereihafen im Jahre 1930 in den Geestemünder Hafen verlegt wurde, war es zunächst still im heutigen Alten Hafen. Nach der Schließung wurde die Schleuse 1933 zugeschüttet, da jetzt eine Verbindung des Alten Hafens mit dem Neuen Hafen bestand. Das Hafenbecken wurde in der Folgezeit mehrfach verkleinert und ab 1966 bezogen die ersten Schiffe des Schifffahrtsmuseums hier ihre Liegeplätze. Die bislang letzte Veränderung erfolgte im Jahre 1975, als für den Bau des Columbus Centers und der neuen Straßenführung ein Bereich auf der Ostseite zugeschüttet werden musste.

Heute bildet der Alte Hafen einen Teil der touristischen Attraktivitäten Bremerhavens. Passend dazu queren zwei Brücken das Hafenbecken und verbinden die Sehenswürdigkeiten auf beiden Seiten des jetzigen Museumshafens.

Onlineausgabe 24.04.2021